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Basler Pläne für Revolution der Treuhand-Branche

Die beiden Unter­nehmer Thomas Laeuchli und Dino Cenci lancieren mit «contofox» ein super­schnelles Buchungs­programm. Quelle: primenews.ch, Christian Keller
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Der Weg zu den Gründern von «contofox» führt nicht etwa in ein trendiges Büro im Google-Style, wie man es erwarten würde, sondern in eine vornehme, altbürgerliche Liegenschaft am Tiergartenrain, gebaut am Anfang des 20. Jahrhunderts, als Internet und Digitalisierung noch nicht die Welt beherrschten.

«Am Viadukt» heisst der herrschaftliche und grosse Häuserblock mit exklusiven Etagenwohnungen und Büros, in dessen verwinkeltem Erdgeschoss sich Thomas Laeuchli und Dino Cenci einquartiert haben.

In diesem Gebäude, das den Geist der Vergangenheit atmet, wollen die beiden Firmenbesitzer die Zukunft verändern – ja weit mehr: Was sie anstreben, ist eine digitale Revolution.

Mit der von ihnen entwickelten Software contofox stellen Laeuchli und Cenci die kühne Behauptung auf, die zeitraubende Buchhaltung, mit der sich alle Firmen herumschlagen, um bis zu 90 Prozent zu beschleunigen. In 15 Minuten könne die Arbeit erledigt werden, welche für gewöhnlich zwei Wochen in Anspruch nehme, erklären sie in einem Kurzvideo.

Eine Ansage, die es in sich hat und die Treuhand-Branche aufrütteln dürfte. Denn sollte sich ihre neuartige Applikation tatsächlich auf dem Markt durchsetzen, muss der klassische Buchhalter um seine Existenz bangen: contofox rationalisiert ihn weg.

Laeuchli und Cenci kündigen im Gespräch mit Prime News denn auch an: «Für die meisten Treuhandbüros bedeuten wir einen Angriff».

Unbefriedigende Situation

Wer sind die interessanten Köpfe und wie funktioniert im Kern ihre Geschäftsidee?

Thomas Laeuchli (58) studierte Ökonomie an der Universität St. Gallen und war lange Jahre Schatzmeister beim Basler Logistikkonzern Panalpina. Inzwischen ist er Mitinhaber der Dufour Treuhand AG.

Dino Cenci (52) begann seine berufliche Laufbahn einst als Elektriker. Sein Flair für Grafik und Gestaltung führte ihn Ende der Neunzigerjahre in die IT-Branche, wo er heute als Geschäftsführer und Mitinhaber der Software- und Designfirma «evado GmbH» tätig ist.

Laeuchli wie Cenci sind mit ihren Firmen im erwähnten Gebäudekomplex am Tiergartenrain angesiedelt. In der Kaffeepause lernte man sich kennen, kam miteinander ins Gespräch – und auf einmal begann man gemeinsam, eine spannende Geschäftsidee in die Tat umzusetzen: contofox war geboren.

Ausgangspunkt bildeten Laeuchli Erfahrungen als hoher Kader der international tätigen Panalpina, bei der die komplexe Buchhaltung schon vor 30 Jahren mit Computer-Programmen effizient abgewickelt wurde.

Als der Finanzexperte den Konzern verliess und bei der Dufour Treuhand AG einstieg, reibte er sich verwundert die Augen – der Manager traf auf eine Welt des Rückstands. KV-Angestellte übertrugen umständlich die Bewegungen auf den Bankauszügen ins Buchhaltungssystem ihrer Kunden.

Das sei in der Treuhand-Branche bis heute so, Fortschritt habe es praktisch keinen gegeben. Laeuchli spricht von «Säcken voller Rechnungsbelege», die sich vor den Tischen seines Personals auftürmen und endlich verbucht sein wollen.

«Die Situation ist völlig unbefriedigend, vor allem auch für die Kunden, die für den ganzen Aufwand ja finanziell aufkommen müssen», erklärt Laeuchli.

Regeln definieren – und los geht's

Aus diesen Erfahrungen heraus entstand vor rund zwei Jahren das Konzept für contofox: Statt jede Transaktion auf den Bankkonti von einem Mitarbeiter erfassen zu lassen und in der Buchhaltung abzubilden, wird diese Aufgabe an den Computer delegiert. «Regelbasierte Verbuchung» lautet dabei das entscheidende Zauberwort.

Und das geht so: Zunächst definiert der Benutzer auf der contofox-Plattform eine Reihe von Kriterien, wie die Verbuchung seiner Kontoauszüge vonstattengehen soll.

So kann zum Beispiel die Regel aufgestellt werden, dass alle Zahlungsausgänge mit dem Begriff «Miete Büro» im Buchhaltungs-Programm jeweils dem Posten «Raumaufwand» zugeordnet werden. Oder dass Zahlungseingänge mit dem Begriff «Abo» automatisch in die Kategorie «Erträge Abonnemente» gehören.

Hat der Benutzer die Regeln einmal festgelegt, importiert er die digitalen Bankauszüge in contofox und lässt per Mausklick den Rechner die ganze Arbeit machen. In wenigen Minuten ist der Verarbeitungsprozess abgeschlossen.

«Mit der regelbasierten Verbuchung lässt sich enorm viel Zeit gewinnen», erklären Laeuchli und Cenci, als sie Prime News in einem Besprechungszimmer ihre Entwicklung demonstrieren.

Ein entscheidender Punkt sei, dass contofox keine Installation erfordere, sondern ein reines Online-Angebot darstelle, das sich mit allen gängigen Buchhaltungs-Softwares verwenden lasse – sei es Abacus, Sage oder Banana, um einige bekannte Produkte zu nennen.

Um angesichts der sensiblen Informationen den Datenschutz zu gewährleisten, werden die Benutzerdaten ausschliesslich auf einem IBM-Server mit Standort in der Schweiz gespeichert.

 

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